Feria del Caballo – Jerez

Ein Ausflug

Schon aus dem Auto heraus bemerkt man schnell, dass sich Jerez in der Feria-Woche im absoluten Ausnahmezustand befindet. Auf der Suche nach einem Parkplatz, bei der Fahrt um das gigantische Feriagelände mit seinen fast 200 Festzelten (Casetas), bewundern wir so schon die farbenprächtigen Kleider – Trajes de gitana – der Andalusierinnen, die in kleinen Gruppen in ihren eleganten Roben gutgelaunt in Richtung der gigantischen Eingangstore strömen.
Die Bars und Cafés um die Feria herum sind gut besucht und bei manch einem Besucher kommt der Eindruck auf tagelang nicht geschlafen zu haben. Das ist an sich auch kein Wunder, denn die Ferias in Andalusien sind eine einwöchige Dauerbeschallung. Dabei ist der Dresscode stets „schick“ – man kleidet sich mindestens so gut, wie wenn man zu einer Taufe oder Kommunion gehen würde. So sieht man auch die Herren aller Altersstufen in ihren besten Anzügen.

Die Feria-Woche zählt neben der Semana Santa (der Osterwoche) zu den wichtigsten Wochen der hiesigen Städte und Dörfer. In dieser Zeit kommt das Leben außerhalb der Feria zum Erliegen. Ein Besuch beim Rathaus ist sinnlos und ein Anruf beim Handwerker ist es ebenso. Ganz egal ob bei einem Wasserrohrbruch tausende Liter Wasser durch die Küche fliessen 😉 Soviel Zeit muss sein, dass das eben bis nach der Feria warten kann.
Wobei nach dem letzten Feria-Tag noch der „Día de Resaca“ ansteht. Der „Tag des Katers“ ist nach der Feria immer ein lokaler Feiertag. Und glaubt mir, diesen Tag haben die Leute mehr als nötig.
„Ausnahmezustand“ ist für das ganze Spektakel sicher die treffendste Bezeichnung. In dieser Zeit wundern selbst niemanden die Reiter und Pferdekutschen auf den Autobahnen rund um Jerez.

Gerade in Jerez sind es im Mai die ersten richtig sommerlichen Tage – der typisch, andalusische blaue Himmel bietet einen tollen Kontrast zur farbenfrohen Feria-Welt.
So sind es durchaus paradiesische Zustände für Fotografen und niemand stört sich daran. Ganz im Gegenteil – stolz wird noch mal die Blume auf dem Kopf der Kinder zurecht gerückt um sie dann dem Fotografen zu präsentieren und es ist nichts besonderes, dass beim Fotografieren plötzlich 6 Leute mehr im Sucher erscheinen. „Hey, könnt ihr 6 vielleicht wieder aus dem Bild gehen?“ 🙂
So sieht man unzählige stolze Jinetes auf ihren prächtigen Pferden und viele Kinder, die auch mal eine Runde mit reiten dürfen.

Und so schlendert man stundenlang auf der Feria umher, ständig sich umguckend, um nicht von einer der opulent geschmückten Kutschen überfahren zu werden. Diese haben sogar Nummernschilder. Im Rahmenprogramm gibt es übrigens viele Reitturniere und Wettbewerbe in den verschiedensten Disziplinen – inzwischen gibt es auch schon einen Working-Equitation-Wettbewerb. Die Sieger der einzelnen Kategorien werden in feierlichem Rahmen gekürt. Daneben werden die schönsten Pferde und das prächtigste Gespann prämiert, wobei auch das fahrerische Können beurteilt wird.
Ab und an verschwindet man in einer Caseta und trinkt eine eisgekühlte Karaffe Rebujito. Das Casera Blanca mit Fino-Gemisch ist einfach das obligatorische Feria-Getränk. Natürlich fliesst gerade in Jerez aber auch viel Sherry in seiner reinen Form.
Klar ist, dass man viele Bekannte aus Tarifa trifft, die sich die Feria auch nicht entgehen lassen wollen und ständig ploppt in Facebook irgendein Foto von der Feria auf, auf denen ein paar Tarifeños in die Kamera grinsen. Man ist eben gut vernetzt 🙂

Und so verfliegt die Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit schneller als man denkt und dann gehen sie endlich an, die gefühlt Millionen Lichter, welche die Besucher klatschen und jubeln lassen. Das sind einfach die unbeschreiblichen Momente, die sich so schwierig in Worte fassen lassen. Bewegend sind sie allemal und man weiss ganz genau, dass es jedem so geht.
Gerade in Jerez ist die Feria-Beleuchtung etwas ganz Besonderes und man kann sich gar nicht satt sehen.

… und dann startet das Nachtleben, gefeiert wird bis in den Morgengrauen.

Ein kleiner Tipp:

Die Feria von Jerez ist sehr volksnah. Die Casetas sind abgesehen von einer Ausnahme grundsätzlich öffentlich – nur ab und zu sind einzelne Festzelte nicht frei zugänglich, wenn die Hermandades (Bruderschaften) und Asocaciónes (Vereine) eigene Veranstaltungen haben.
Das ist das Schöne in Jerez – in Sevilla sind fast alle Casetas privat und die Eingänge werden von Türstehern bewacht.